11. Kunstpreis der Hypo Vorarlberg

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ROMANA HAGYO UND SILKE MAIER-GAMAUF LUKA JANA BERCHTOLD JULIA FUCHS GABRIELE FULTERER UND CHRISTINE SCHERRER ELSBETH GISINGER-FESSLER THOMAS HOOR KARL SALZMANN JANINE MARIA SCHNEIDER

11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG PREISTRÄGERINNEN UND ANKÄUFE 2024


Seit 40 Jahren schreibt die Hypo Vorarlberg ihren Kunstpreis aus und verfügt heute über eine beachtliche Kunstsammlung mit mehr als 400 Exponaten.

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Liebe Kunstinteressierte, die Hypo Vorarlberg bekennt sich seit ihrer Grün­ dung zum Prinzip des nachhaltigen Handelns, über­ nimmt gesellschaftliche Verant­wortung und leistet einen Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität in Vorarlberg, sowie in den Regionen, in denen sie ver­ treten ist. Kunst und Kultur wird dabei eine heraus­ ragende Bedeutung beigemessen, entsprechend umfangreich gestaltet sich unser Engagement in diesem Bereich. Das hat sich schon vor 40 Jahren gezeigt, als die Hypo Vorarlberg im Jahr 1984 ihren ersten Kunst­ preis ausgelobt hat. Dessen Ziel war und ist es nach wie vor, die regionale Kunstszene zu beleben und sowohl etablierte Kunstschaffende als auch Nachwuchstalente zu fördern. In diesem Rahmen haben wir in den ver­ gangenen Jahren ausgewählte Kunstwerke für unsere eigene, mittlerweile 400 Werke umfassende, Kunstsammlung erworben, die wir auch heuer wieder um zehn Ankäufe erweitert haben. Vielen Dank an dieser Stelle den Künstler­innen und Künstlern, Jurymitgliedern und unseren Partnerinnen und Partnern für ihr groß­artiges Engagement und die bereichernde Zusam­ menarbeit! Wir laden Sie ein, sich auf den folgenden Seiten von den aus­gezeichneten Werken des 11. Kunstpreises der Hypo Vorarlberg inspirieren zu lassen. Das Spannende dabei ist: Es handelt sich in erster Linie nicht um Kunst, die sich selbst genügt, sondern Kunst, die sich der Öffentlichkeit zeigt, um Reaktionen auszulösen. Unter diesem Aspekt laden wir Sie im Sinne der Kunstschaffen­ den auch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen ein. Zum 40-jährigen Jubiläum werden darüber hinaus – neben den aktuellen Prämierungen – sämtliche Siegerwerke der vergangenen Jahre im Atrium des vorarlberg museums zu sehen sein. Begeben Sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit und entdecken Sie spannende Sichten auf vier Jahr­zehnte Vorarlberger Kunst und Gesellschaft!

Michel Haller Vorstandsvorsitzender der Hypo Vorarlberg

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — PREISTRÄGERINNEN 2024

Anthropophyten, 2023 Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf Fotografie C-Prints auf Aludibond, 2-teilig, Auflage 1/4 je 115 x 76 cm

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PREISTRÄGERINNEN 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Der Titel des zweiteiligen Werks setzt sich zusammen aus: anthrōpos (altgriechisch) der „Mensch“ phytón (alt­griechisch) die „Pflanze“ oder das „Gewachsene“ zu phýein (deutsch: hervorbringen, entstehen) Die beiden Themenstellungen der Kunstwerke sind durch die gesellschaftlichen Entwicklungen der vergan­ genen zwei Jahrzehnte virulent geworden: 1. Der Wunsch nach einer respektvollen Bezugnahme aller Arten – verbunden mit einem Verständnis von „Körper“, das alle (menschlichen und nicht-menschli­ chen) Körper als wichtig und schützenswert erachtet, wird angesichts der fortschreitenden Umweltzerstörung immer brisanter. Es steht in Frage, welches Verständnis von Körpern die Menschen lehren kann, sich in ihrem Lebensraum vorsichtig und respektvoll zu bewegen. 2. Ist für die Künstlerinnen die Notwendigkeit virulent, Konzepte von Geschlecht sukzessive weiter und fluider zu fassen, um Freiräume und Handlungsspielräume zu schaffen. Damit verbunden ist die Suche nach Ge­ schlechterbildern abseits von Zweigeschlechtlichkeit. Beide genannten Themenstellungen sind Gegenstand zahlreicher künstlerischer und kulturwissenschaftlicher Ansätze. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zu dieser ge­ samtgesellschaftlich wichtigen Auseinandersetzung. (...)

ROMANA HAGYO UND SILKE MAIER-GAMAUF arbeiten seit 2014 mit gemeinsamer Autorinnenschaft an künstlerischen Projekten, die das Verhältnis zwischen Raum und Geschlecht* fokussieren, beispielsweise die Arbeiten „Hering und die Fluse“, „Straßenballade“, „Test.Test.Liegen“ und „Abrieb und Lagenlook“. 2021 ist die Publikation „Über das Wohnen im Bilde sein“ von Romana Hagyo in künstlerischer Zusammenarbeit mit Silke Maier-Gamauf bei Passagen Verlag erschienen. ↗ www.hagyo-maiergamauf.org

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

ohne Titel (grün I), 2022 Luka Jana Berchtold Leder auf Keilrahmen 100 x 70 cm

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Auszug aus dem Text zur Einzelausstellung „Dicke Haut“: Als Abgrenzung des Körpers zum Außen bietet die Haut Barriere und Schutz für unser Innenleben, eine organi­ sche Klammer um die vielen Organe, Muskeln und Kompartimente, aus denen der Mensch sich erst ergibt. Sie schirmt ab und schafft die nötige Autonomie, der es bedarf, sich überhaupt als Andere:r in der Umwelt wahr­ zunehmen. Sie ermöglicht Kommunikation mit der Außenwelt durch Tasten und Fühlen und ist stets reprä­ sentatives Abbild und Gedächtnis unseres Lebens. (...) – Anne Zühlke

LUKA JANA BERCHTOLD 1990 in Bregenz geboren, in Schwarzenberg aufgewachsen, studierte sie von 2009 – 2017 Bildhauerei und Transmediale Kunst an der Akademie der bildenden Künste und der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Die Installationskünstlerin begibt sich mit ihrer Arbeit in die komplexen Gefilde ambivalenter Emotionen und Formen der Kommunikation. Ihr künstlerisches Vokabular aus bildhauerischen, bis an die Malerei angrenzenden Medien eröffnet Einblicke in gesellschaftliche und persönliche Untiefen. Indem sie sich im Spiel mit Material und ästhetischer Tradition im Spannungsfeld zwischen Zärtlichkeit und Intimität, Autorität und Konvention positioniert, verschafft sie Haushaltsgegenständen, Baustoffen und unbeachteten Gefühlen neue Formen. Ein Sprechen über jene Weich­ heiten, Unsicherheiten und eingeschliffenen Gewohnheiten, die im Alltäglichen oft keinen Raum finden, wird möglich. ↗ www.lukajana.be

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

got caught so far, 2019 Luka Jana Berchtold Keramik 20 cm

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Im Grenzgang zwischen Spaß und Aggression regt der Ball zur Interaktion an, er wird geworfen und idealer­ weise vom Gegenüber gefangen oder geschmettert, um ein Zielobjekt abzuschießen. Die Arbeit „got caught so far“ erzählt von der Fragilität der Dinge und dem Glück eines Objekts, das bisher immer aufgefangen wurde. Aus Ton gefertigt, wurde der Ball in lederhartem Zu­ stand poliert und ohne Glasur bei hoher Temperatur im Keramikofen gebrannt. Dieses Verfahren verlieh ihm die glänzende Oberfläche, er wirkt weich wie Leder, ist jedoch hart und zerbrechlich.

LUKA JANA BERCHTOLD 1990 in Bregenz geboren, in Schwarzenberg aufgewachsen, studierte sie von 2009 – 2017 Bildhauerei und Transmediale Kunst an der Akademie der bildenden Künste und der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Die Installationskünstlerin begibt sich mit ihrer Arbeit in die komplexen Gefilde ambivalenter Emotionen und Formen der Kommunikation. Ihr künstlerisches Vokabular aus bildhauerischen, bis an die Malerei angrenzenden Medien eröffnet Einblicke in gesellschaftliche und persönliche Untiefen. Indem sie sich im Spiel mit Material und ästhetischer Tradition im Spannungsfeld zwischen Zärtlichkeit und Intimität, Autorität und Konvention positioniert, verschafft sie Haushaltsgegenständen, Baustoffen und unbeachteten Gefühlen neue Formen. Ein Sprechen über jene Weich­ heiten, Unsicherheiten und eingeschliffenen Gewohnheiten, die im Alltäglichen oft keinen Raum finden, wird möglich. ↗ www.lukajana.be

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

Jupiter und Io, 2020 Julia Fuchs Fotografie 63 x 93 cm

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

In Frauenakte inszeniert Fuchs nackte Männer in Posen ikonischer Gemälde, die nackte Frauen zeigen, um die komplexen Dynamiken unserer Wahrnehmung zu untersuchen. Nackte Frauen wurden in der westlichen Kunstgeschichte völlig anders dargestellt als nackte Männer. Die weibliche Scham wurde versteckt oder einfach negiert, während der nackte Mann sich seiner Nacktheit nicht schämen oder sie verstecken musste. Jupiter und Io ist ein Gemälde von Antonio da Corregio und zeigt die Verführung oder besser Vergewaltigung der Io durch Gott Jupiter, der ihr als Wolke erscheint. In der Version der Künstlerin bemächtigt sich eine junge Frau in eine Wolke gehüllt eines älteren Mannes. In dieser Arbeit wird die Vergangenheit neu gedacht, die Karten werden neu gemischt, die Szenen aus der Vergangenheit werden verschoben, neu betrachtet. Die Veränderung findet statt.

JULIA FUCHS Geboren und aufgewachsen in Bregenz. Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Wien und Berlin. 2006/2007 Besuch der Schule für künstlerische Photographie bei Friedl Kubelka. 2017 Abschluss an der Akademie der bildenden Künste Wien, „Kontextuelle Malerei“ bei Ashley Scheirl. Seit 2016 Performerin im immersiven Theaterensemble Nesterval (Die Namenlosen, Die letzten Tage der Nestervals, Sex, drugs & Buddenbrooks, Die Legaten, Goodbye Kreisky, Der Kreisky Test, Die Dunkle Weihnacht im Hause Grimm, Das Dorf, Die Sommernachtsmatrix, Das Fest­ bankett, Nestervals Struwelpeter, Dirty Faust, Zirkus der Schatten ...). Zahlreiche Performances auch bei Christine de Smedt , Tino Sehgal, Annie Sprinkle etc. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Lebt und arbeitet in Wien. ↗ www.juliafuchs.com

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

Himmel halten, 2018 Julia Fuchs Fotografie 60 x 90 cm

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Die Arbeit zeigt den unmöglichen Versuch den Himmel zu halten, damit er uns nicht auf den Kopf fällt. Sie drückt die Überforderung von Fuchs aus, allen Erwar­ tungen gerecht zu werden, den eigenen und den fremden, was eine Frau, eine Künstlerin zu sein hat oder zu repräsentieren hat. Es wird aber auch ein Pers­ pektivenwechsel angezeigt, nach einer Orientierungs­ krise steht die Welt Kopf und wird neu gedacht.

JULIA FUCHS Geboren und aufgewachsen in Bregenz. Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Wien und Berlin. 2006/2007 Besuch der Schule für künstlerische Photographie bei Friedl Kubelka. 2017 Abschluss an der Akademie der bildenden Künste Wien, „Kontextuelle Malerei“ bei Ashley Scheirl. Seit 2016 Performerin im immersiven Theaterensemble Nesterval (Die Namenlosen, Die letzten Tage der Nestervals, Sex, drugs & Buddenbrooks, Die Legaten, Goodbye Kreisky, Der Kreisky Test, Die Dunkle Weihnacht im Hause Grimm, Das Dorf, Die Sommernachtsmatrix, Das Fest­ bankett, Nestervals Struwelpeter, Dirty Faust, Zirkus der Schatten ...). Zahlreiche Performances auch bei Christine de Smedt , Tino Sehgal, Annie Sprinkle etc. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Lebt und arbeitet in Wien. ↗ www.juliafuchs.com

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

"Untitled" (aus der Serie Studs#3), 2023 Gabriele Fulterer und Christine Scherrer Mischtechnik: Acrylfarbe auf Holzrahmen, Kunstleder, Nieten, Ösen je 50 x 70 cm

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Pastelliges Rosa trifft auf Neonorange, Mintgrün und Signalrot, immer wieder begleitet von Neongelb, Him­ melblau, Weiß und Schwarz. Die bunt bemalten Keilrah­ men in der Serie studs #2 des Künstlerinnenduos Fulte­ rer Scherrer lassen Flair und Ästhetik der 1950er Jahre aufleben, gewürzt mit frech-fröhlichen Untertönen ei­ nes emanzipierten 21. Jahrhunderts. In vielfältigen Farb­ kombinationen wird die Acrylhaut direkt auf den lein­ wandlosen Skelettgrund aufgetragen. Darüber spannen sich handgenähte Kunstlederapplikationen aller Art: Riemen, Gurte, Formschnitte und Membranen werden mithilfe von Nieten, Ösen und Ringen fixiert. Ein lust­ volles Zusammenspiel von Flächen und Textilmateria­ len erzeugt visuell-haptische Gesten der Begegnung. (...) – Andrea Kopranovic, 2021

GABRIELE FULTERER UND CHRISTINE SCHERRER Das Künstlerinnenduo aus Wien arbeitet seit 2007 gemeinsam an interdisziplinären, raum­ installativen und performativen Werken sowie mit den Medien Skulptur, Zeichnung, Malerei und Stickerei. Ausbildung: Akademie der bildenden Künste Wien (Skulptur/Installation), Die Angewandte, Universität für angewandte Kunst Wien (Konzeptuelle Kunst), Paris-Lodron-Universität Salzburg (Deutsche Sprache und Literatur, Geschichte), Universität Mozarteum Salzburg (Skulptur, Textilkunst) Auszeichnungen: 2019 Staatsstipendium für Bildende Kunst, 2017/2009/2001 Paris Einzelausstellungen (Auswahl): 2023: „Bling Bling“, Kunstraum Dornbirn 2022: „Studs“, Galerie Sophia Vonier, Salzburg 2021: „Conny“, Temporäre Installation, Kunst im öffentlichen Raum, Bodensee ↗ www.fulterer-scherrer.com

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

Der Schal der Suffragette, 2021 Elsbeth Gisinger-Fessler Objekt: Aluminium, Klöppelspitze, Kunstharz, Eisengestell

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Die Arbeit „Der Schal der Suffragette“ ist eine Hommage an die Frauen, die vor mehr als 100 Jahren in Großbri­ tannien und den Vereinigten Staaten den Kampf für das Frauenwahlrecht aufgenommen haben. Die verwendete Klöppelspitze, die um die hundert Jahre alt sein dürfte und Teil eines Nachlasses war, ist ein starkes Symbol für die Stellung der Frau im 19. bzw. im beginnenden 20. Jahrhundert, sowohl im Hinblick auf die Zuteilung von Handarbeit an die Frauen als hübsche Freizeitbe­ schäftigung, als auch als Attribut eines zur Schau ge­ stellten und zu Wohlstand gelangten Bildungsbürger­ tums. Dass es allerdings „unter der Decke“ brodelt ist bei genauer Betrachtung des Schals zu sehen. Eine ge­ ballte Faust, die in die Spitze eingearbeitet ist, steht für Stärke, Kampfbereitschaft und Entschlossenheit.

ELSBETH GISINGER-FESSLER Geboren 1958, lebt und arbeitet in Lauterach. Studium an der Kunstuniversität Mozarteum Salzburg, 2006 – 2010, Mitglied der Künstlervereinigung Vorarlbergs, seit 1999 Einzelausstellungen (Auswahl): 2022: Galerie Lisi Hämmerle Bregenz 2021: Palais Thurn & Taxis Bregenz 2010: Mozarteum Salzburg Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl): 2023: „Turbulenzen“ Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz; „schwerelos geerdet“ QuadrART, Dornbirn; Pop-up-Ausstellung Ankäufe 2022, Privatstiftung Dornbirner Sparkasse, Dornbirn 2022: „ALLE“ Mitgliederausstellung, Palais Thurn & Taxis Bregenz; Parallel Vienna Editions/ Galerie Lisi Hämmerle" ↗ www.elsbethgisingerfessler.com

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

Der Mond ist gelandet, 2015 Thomas Hoor Acryl auf Leinwand 70 x 70 cm

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Das Gemälde „Der Mond ist gelandet“ enstand erstmals 1995. Im Jahr 2015 hat Hoor dieses Motiv erneut gemalt. Die Inspiration dafür entspringt einer frühen Kindheits­ erinnerung, genauer gesagt einem Spaziergang mit seiner Mutter in Altach. Dabei begegneten sie einer leuchtenden, kugelförmigen Lampe in einem Garten, die das Ursprungsbild prägte. Die Kinderfiguren in die­ sem Gemälde sind aus der Phantasie des Künstlers hin­ zugefügt. In der neuen Version hat sich die Farbgebung verändert: Der auf der Erde liegende Mond strahlt nun in einem satten Gelbton. Die Kleidung der drei Kinder ist intensiver in den Farben Rot, Gelb und Blau gestaltet. Ihre Haare sind etwas länger, die Mimik wirkt skepti­ scher, insbesondere in den überarbeiteten Augen. Im Vergleich zur ursprünglichen Version von 1995 ist die Körperhaltung der Figuren weniger entspannt und drückt eine veränderte Stimmung aus.

THOMAS HOOR Geboren 1968 in Altach. Besuch der Höheren Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Wien, Sommerakademie bei Josef Mikl, Studium Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Studienaufenthalte Insel Chios in Griechenland, in Paliano bei Rom, Berlin und Wien. Artist in residence in Bilbao als Teilnehmer des Austauschprogrammes der Kulturabteilung der Vorarlberger Landesregierung. Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich, Deutschland, Schweiz, Polen, Spanien. Lebt und arbeitet in Bregenz. ↗ www.thomas-hoor.at

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

Heal the World, 2023 Karl Salzmann Polyvinylchlorid in Beton

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

„Heal the World“ ist eine, aus Beton und Polyvinyl­chlorid (PVC) bestehende, Klangskulptur. Die Arbeit kombiniert zwei Materialien, die sich – in Anlehnung an Paul Crutzen`s Theorie des Anthropozän – in die Erdkruste einschreiben werden. Während sich diese Materialien in die geologische Struktur einschreiben, symbolisiert die in der Skulptur beinhaltete Schallplatte nicht nur das Speichern und Einschreiben in kulturelle Systeme und deren Message (im Sinne McLuhans), sondern wirft zu­ dem essentielle Fragen zur kulturellen Aneignung auf.

KARL SALZMANN Geboren 1979 in Bludenz, ist Salzmann ein in Wien lebender Klang- und Medienkünstler. Salzmann ist international als Künstler tätig und seine Arbeiten wurden unter anderem im ACFNY New York, der Kunsthalle Bratislava und dem Kunsthaus Graz gezeigt. Seine Werke sind Teil der Kunstsammlungen der Arthotek des Bundes, der Stadt Wien und des Landes Vorarlberg. 2017 erhielt er den Erste Bank Mehrwert Kunstpreis und 2019 wurde er mit dem Staatsstipendium für Medienkunst des österreichischen Bundesministeriums für Kultur ausgezeichnet. Seit 2021 ist er Doktorand am ARC – Artistic Research Center der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. ↗ www.karlsalzmann.com

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG — ANKÄUFE 2024

The Strip, 2023 Janine Maria Schneider C-Prints je 90 x 60 cm

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ANKÄUFE 2024 — 11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

Vorarlberg zeigt sich als Land der Schwabenkinder, als Durchgangsstation österreichischer Kämpfer_innen der Spanischen Int. Brigaden, als Transitstation von Jüdinnen und Juden auf der Flucht während des Zweiten Weltkriegs. Das Projekt untersucht diese regionalen Aspekte in einer künstlerischen Meditation über Stille und Bewegung, Be­ grenzung und Fluidität. Die Künstlerin hinterfragt die Idee der Grenze – ihren willkürlichen, kontingenten und disziplinarischen Charakter – unter Bezugnahme auf die Geschichte der Frauen, die Lebensmittel unter ihren Rö­ cken von der Schweiz nach Österreich schmuggelten.

JANINE MARIA SCHNEIDER 2006 – 2013: Performative Kunst bei Carola Dertnig, Akademie der bildenden Künste Wien 2010: Performance/Sound/Installation bei Aeron Bergman, Kunsthochschule Oslo (Erasmus) 2014 – 2016: Gender Studies bei Doris Ingrisch, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Ausstellungen und Performances (Auswahl): 2023: Loop Festival, Barcelona (Einzelausstellung) 2022: Hangar, Open Studio, Barcelona; Mitgliederausstellung, Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz; Q202 Atelierrundgang, Wien Bewährungsprobe, Depot Wien (Artist Talk) 2021: ORF Landesfunkhaus, Dornbirn uvm. ↗ www.janinemariaschneider.com

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1988

1984

KARL-HEINZ STRÖHLE ohne Titel

ELMAR KLOCKER „Daniel“

1990

RICHARD BÖSCH ohne Titel

2009

KIRSTEN HELFRICH „Familiengeschichten“

2004

GEROLD TAGWERKER „Interior#19 – Detroit Marriott Renaissance Center“

2014

ULRIKE MÜLLER „Franza“

40 JAHRE KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG 24


1995

SIEGRUN APPELT ohne Titel

2000

ALEXANDRA WACKER „Faces“

1993

FRANZ TÜRTSCHER ohne Titel

2024

2019

ROMANA HAGYO UND SILKE MAIER-GAMAUF „Anthropophyten“

CHRISTINE LEDERER „Am liebsten trage ich ein Bügelbrett“

Mehr zum Kunstpreis der Hypo Vorarlberg.

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11. KUNSTPREIS DER HYPO VORARLBERG

DIE JURY

Thomas D. Trummer, Sara Masüger und Letizia Ragaglia (vlnr)

THOMAS D. TRUMMER, Direktor des Kunsthaus Bregenz (KUB) Geboren 1967 in Bruck a.d. Mur, Steiermark, studierte Musik, Kunstgeschichte und Philosophie in Graz. Er lebt und arbeitet in Bregenz. Thomas D. Trummer ist seit 2015 Direktor des Kunsthaus Bregenz (KUB). Davor war er Künstlerischer Leiter der Kunsthalle Mainz (2012 – 2015) und Projektleiter für bildende Kunst beim Siemens Arts Program in München (2007 – 2012). Zwei längere Auslandsaufenthalte führten ihn als Visiting Scholar an das renommierte Massachusetts Institute of Technology, Cambridge/USA (2010 – 2011) sowie als Hall Curatorial Fellow an das Aldrich Museum of Contemporary Art, Ridgefield/ USA (2006 – 2007). Im November 2023 wurde sein Vertrag um eine dritte Amtszeit bis Mai 2030 verlängert. SARA MASÜGER, Künstlerin Geboren 1978 in Baar/CH, studierte von 1997 – 2000 Bildende Kunst an der Kunsthochschule Bern. 2002 und 2003 war sie Artist in Residence an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam/NL. Sie erhielt den Uriot Preis der Rijksakademie van beeldende

kunsten, 2002. Das Zuger Werkjahr des Kantons Zug/CH, 2014. Das Cahier d`Artist, der Pro Helvetia, CH, 2015. Résidence au Centre de Reserche et Développement de Michelin, Clermont-Ferrand/FR, 2018. Villa Serpentara, Rom, Akademie der Künste Berlin/DE, 2017. Werkstipendium der Landis & Gyr Stiftung, CH, 2021 sowie 2022 ein Atelierstipendium im Sitterwek in der Kunstgiesserei Sankt Gallen/CH. Sara Masüger hat ihre Arbeiten in zahlreichen Gruppenausstellungen präsentiert, darunter in der Akademie der Künste, Berlin/DE, im Schwedischen Nationalmuseum, Stockholm/SW, im Ateneum Museum, Helsinki/FI, im Kunsthaus Zug, im Kunstmuseum St. Gallen und im Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich/CH. Zu ihren bemerkenswerten Einzelausstellungen gehören die im FRAC Auvergne, ClermontFerrand/FR, 2018. Labor, Bündner Kunstmuseum Chur/CH, 2018. Ihre Arbeiten sind in renommierten öffentlichen Sammlungen vertreten, unter anderem im Kiasma Museum of Contemporary Art, Helsinki/FI, FRAC Auvergne, Clermont-Ferrand/F, Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich/CH, Kunstmuseum St. Gallen/CH und dem Bündner Kunstmuseum Chur/CH. Seit 2018 ist ihre Dauerinstallation Inn Reverse im Muzeum Susch/CH zu sehen. Sara Masüger unterrichtet seit 2022 im Team

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von Rosa Barba in der Professur Art in space and time an der ETH Zürich. 2007 – 2013 war sie im Team von Karin Sander in der Professur Architektur und Kunst an der ETH Zürich. 2015 und 2016 als Externe Dozentin an der ZHDK Bachelor und 2016 als Permanent Guest ZHDK Master. LETIZIA RAGAGLIA, Direktorin des Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz Am 1. Juli 2021 hat Letizia Ragaglia ihr Amt als Direktorin des Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz an­getreten. Die Südtirolerin (1969 geboren in Monte­ belluna/IT) war nach ihrem Studium der Italienischen Literatur, Philosophie, Kunstgeschichte und Museumskunde zunächst freie Kuratorin, dann 2002 – 2008 Chefkuratorin am Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Bozen. Anschliessend übernahm sie bis Mai 2020 dessen Leitung, wo sie zahlreiche monografische Ausstellungen u. a. von Isa Genzken, VALIE EXPORT, Carl Andre, Rosemarie Trockel, Danh Vo sowie verschiedene Ausstellungen mit der Sammlung des Museums verantwortete. Unter anderem war sie 2010 auch Mitglied der Jury der 54. Biennale in Venedig.


IMPRESSUM Herausgeber: Hypo Vorarlberg Bank AG Hypo-Passage 16900 Bregenz/Österreich T +43 50 414-0 info@hypovbg.at www.hypovbg.at Für den Inhalt verantwortlich: Hypo Vorarlberg Konzept/Gestaltung: Hypo Vorarlberg Druck: Druckerei Wenin, Dornbirn Druckauflage: 1.500 Stück Bilder: S 1, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 28: Angela Lamprecht; S 2: Nussbaumer Photography, S 5: Lenka Štěpánková, S 7, 9: Miro Kuzmanovic, S 11, 13: Martina Draper; S 15: Fulterer Scherrer; S 17: Robert Fessler; S 19: Ulla Kogmann; S 21: Georg Petermichl; S 23: Janine Maria Schneider; S 26: Hypo Vorarlberg Diese Broschüre wurde klimaneutral gedruckt.

Die Gleichbehandlung der Geschlechter ist uns wichtig. Aufgrund der besseren Lesbarkeit sind zum Teil personenbezogene Bezeichnungen in männlicher Form angeführt – diese beziehen sich jedoch gleichermaßen auf alle Geschlechter.


11. Kunstpreis der Hypo Vorarlberg

WIR BIETEN DER KUNST

DEN RICHTIGEN RAHMEN.

Hypo Vorarlberg – Ihre persönliche Beratung in Vorarlberg, Wien, Graz, Wels, Salzburg und St. Gallen (CH). www.hypovbg.at/kunstpreis

W825, 02.2024, 1.500

Unser Motto „Gemeinsam Großes leisten“ gilt nicht nur für unser Kundengeschäft. Mit dem Kunstpreis der Hypo Vorarlberg zeichnen wir seit 1984 exzellente Leistungen aus und fördern ambitionierte Kunstschaffende.

W228, 02.2024, 500

GEMEINSAM GROSSES LEISTEN


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